Ist mein Hund dominant?

Der Begriff „Dominanz“ wird unter Hundehaltern gerne und häufig benutzt. Fragt man genau nach, was der Begriff eigentlich bedeutet, bekommt man unterschiedliche Antworten. Gerne wird „Dominanz“ mit Aggressivität oder Überheblichkeit „erklärt“. Die Wahrheit ist: Das Wort Dominanz wird viel häufiger verwendet, als es Situationen gibt, zu denen der Begriff tatsächlich passt. 

Definition

In der Biologie ist mit „Dominanz“ ein Statusverhältnis zwischen zwei Individuen gemeint. Bei unseren Vierbeinern bedeutet das, dass ein Hund gegenüber einem anderen Hund einen höheren sozialen Status hat, worauf letzter unterwürfig reagiert. Das heißt: Hund A schränkt die Rechte und Freiheiten von Hund B ein und gesteht sich selber diese Rechte und Freiheiten zu, was von Hund B akzeptiert wird. Hund B ist in diesem Fall unterwürfig bzw. subdominant.

 

Auf die Situation bezogen

Dominanz ist immer beziehungsspezifisch sowie zeit- und situationsabhängig. Ein Hund für sich alleine betrachtet kann nicht dominant sein, oder das Gegenteil: unterwürfig sein, denn Dominanz ist keine Charaktereigenschaft. Andere Worte für Dominanz sind zum Beispiel: beherrschend, besser, bestimmend, souverän, überlegen, überragend, führend oder leistungsfähiger. Diese Worte beschreiben das Verhältnis zweier Hunde, in einer Situation, bei der ein Hund den höheren Status hat, oftmals genauer.

Eine Frage des Status

Einen höheren Status zu haben bedeutet, mehr Zugriffsrechte auf Ressourcen zu haben als derjenige mit dem niedrigeren Status. Mit „Ressourcen“ sind Dinge gemeint, die der Hund braucht um ein gutes Leben zu führen. Dazu gehören zum Beispiel Futter, Wasser, Sozialkontakt aber auch die eigene Unversehrtheit. Statusverhältnisse regeln das soziale Miteinander. Bereits etablierte Statusverhältnisse machen das Zusammenleben somit leichter, weil gewisse „Spielregeln“ bereits definiert sind. Somit müssen nicht täglich aufs Neue die Rechte auf Ressourcen geklärt werden.

Doch auch in einem etablierten Statusverhältnis kann sich der bislang unterwürfige Part erfolgreich für eine Ressource engagieren, wenn diese einen hohen Wert für ihn hat. In dem Fall spielt der Faktor Risikobereitschaft eine wichtige Rolle. Also wie weit die Interaktionspartner bereit sind, die „eigene körperliche Unversehrtheit“ für eine andere Ressource zu riskieren. Inwieweit der dominante Hund den unterlegenen Hund einschränkt, hängt sehr vom individuellen Charakter ab. Meist beschränkt es sich auf das situationsabhängige Einfordern einer Individualdistanz und eines insgesamt respektvollen Verhaltens. Zu einer ranghohen Position gehören meist ein souveränes, sicheres und selbstbewusstes Auftreten, Führungskompetenz und eine gewisse Lebenserfahrung. Im Grunde genommen, kann man erst sagen, dass ein Hund dominant war, wenn eine entsprechende Interaktion stattgefunden hat. Das Wort Dominanz kann man verwenden, doch i.d.R lässt es sich durch andere Worte sinnvoll ersetzten. Hunde sind komplexe Lebewesen und ihr Verhalten lässt sich oftmals nicht mit einem Wort beschreiben.

Quellen: 

Barbara Schöning „Unser Rassehund (VDH) Ausgabe 10/11 2010“
Patrica B. McConnel „Das andere Ende der Leine“
Dr. Katrin Hagmann „Der Familienhund Ausgabe 01/2015“
Tierfreund.de „Dominanz und Problemverhalten beim Hunde“

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